Synthetische Cannabinoide - was heißt das eigentlich?

Synthetische Cannabinoide - was heißt das eigentlich?

Niklas Bergmann, M.A.

Biochemiker, Fachautor

Inhaltsverzeichnis: Synthetische Cannabinoide - was heißt das eigentlich?

Synthetische Cannabinoide sind Wirkstoffe, die zum einen als Spuren in der Cannabispflanze vorkommen und zum anderen gezielt im Labor hergestellt werden. Sie greifen wie THC oder CBD am Endocannabinoid-System an, können aber deutlich andere Eigenschaften haben.

Damit bewegen sie sich irgendwo zwischen pharmakologischer Forschung, legalen Alternativen zu klassischem THC und Substanzen mit noch kaum verstandenen Langzeitfolgen. Ein genauer Blick lohnt sich, bevor man sich mit ihnen beschäftigt - ob aus wissenschaftlichem Interesse oder weil man sich fragt, wie man synthetische Cannabinoide erkennen und rechtlich einordnen kann.

Was genau sind synthetische Cannabinoide?

Der Begriff "synthetische Cannabinoide" ist ein Sammelbegriff für Moleküle, die so gebaut sind, dass sie ähnlich wie die körpereigenen Endocannabinoide oder pflanzliche Cannabinoide wirken. Sie binden an dieselben Rezeptoren (vor allem CB1 und CB2), lösen aber mitunter andere Wirkprofile aus.

Man kann grob drei Cannabinoid-Gruppen unterscheiden:

  1. Natürliche Cannabinoide: entstehen direkt in der Pflanze, zum Beispiel CBD oder CBG.
  2. Semi-synthetische Cannabinoide: werden aus natürlichen Cannabinoiden chemisch abgewandelt, etwa durch Hydrierung oder das Anhängen neuer Gruppen.
  3. Vollsynthetische Cannabinoide: komplett neu designte Moleküle, die nur im Labor existieren, aber Cannabinoid-Rezeptoren aktivieren.

Natürliche vs. semi-synthetische vs. synthetische Cannabinoide

Natürliche Cannabinoide wie CBD und klassisches Delta-9-THC entstehen im Stoffwechsel der Cannabispflanze. Ihre Strukturen, Wirkungen und Nebenwirkungen sind vergleichsweise gut untersucht, selbst wenn viele Details noch offen sind.

Bei semi-synthetischen Cannabinoiden nimmt man ein bekanntes Molekül aus der Pflanze (z. B. CBD) und verändert es chemisch. Dadurch können sich Bindungsstärke, Fettlöslichkeit, Stabilität, Wirkstärke oder Dauer der Effekte deutlich verschieben. Synthetische Moleküle gehen noch einen Schritt weiter und sind oft völlig neue Strukturen, die lediglich die gleichen Rezeptoren ansteuern.

  • Natürliche Cannabinoide: evolutiv "erprobt", meist breitere Datenlage.
  • Semi-synthetische Cannabinoide: Brücke zwischen Naturstoff und Design-Molekül, häufig aus CBD oder THC abgeleitet.
  • Synthetische Cannabinoide: große Variabilität, oft wenig Daten zu Sicherheit und Langzeitfolgen.

Warum spielt das Endocannabinoid-System eine so große Rolle?

Alle diese Substanzen entfalten ihre Effekte, weil sie in das Endocannabinoid-System eingreifen. Das ist unabhängig ob pflanzlich oder synthetisch. Dieses System besteht aus Rezeptoren (CB1, CB2), körpereigenen Liganden und Enzymen, die diese Botenstoffe auf- und abbauen. Es moduliert Stimmung, Schmerz, Appetit, Schlaf und viele weitere Prozesse.

Synthetische Cannabinoide können an diesen Rezeptoren oft stärker oder anders binden als natürliche Stoffe. Eine kleine Änderung in der Seitenkette oder eine zusätzliche Hydroxygruppe kann genügen, um aus einem eher milden Cannabinoid eine sehr starke Substanz zu machen oder umgekehrt.

  • CB1-Rezeptoren: vor allem im Gehirn, verantwortlich für psychoaktive Effekte.
  • CB2-Rezeptoren: eher im Immunsystem, stärker mit Entzündungsprozessen verbunden.
  • Enzyme: regulieren, wie lange ein Cannabinoid im Körper aktiv bleibt.

Beispiele semi-synthetischer Cannabinoide

Einige heute viel diskutierte Wirkstoffe sind klassische Beispiele dafür, wie man natürliche Moleküle chemisch verändert, um neue Profile zu erzeugen.

  • H4CBD: entsteht durch Hydrierung von CBD. Hierbei werden Doppelbindungen im CBD-Molekül mit Wasserstoff "aufgesättigt". H4CBD bindet deutlich stärker an CB1-Rezeptoren als CBD und wird von Nutzerinnen und Nutzern oft als "CBD, das man spürt" beschrieben - milder als THC, aber klarer wahrnehmbar.

  • CBG9: eine spezifische Variante von Cannabigerol (CBG). CBG9 kristallisiert nicht, was es stabiler macht und vermutlich die Bioverfügbarkeit erhöht. Hinweise deuten auf entzündungshemmende und neuroprotektive Potenziale, ohne dass es als psychoaktiv gilt.

  • HHZ: wird als mild psychoaktives Cannabinoid beschrieben, das eine Mischung aus klarer Wahrnehmung und sanfter Entspannung bietet. Viele berichten von leichter Euphorie ohne starke Beeinträchtigung - interessant für Menschen, denen THC schnell zu viel wird.

  • 10-OH-THC: ein hydroxyliertes THC-Derivat, das in geringen Mengen als Metabolit auftreten kann, aber auch synthetisch hergestellt wird. Es gilt im Vergleich zu klassischem THC als milder, mit geringerer Affinität zu CB1-Rezeptoren und entsprechend sanfter psychoaktiver Wirkung.

  • 10-OH-HHCP: eine hydroxyliert abgewandelte Form von HHCP. Man geht davon aus, dass sie psychoaktiv ist, aber etwas milder als HHCP selbst, mit eher kürzerer Wirkungsdauer.

Starke, THC-nahe synthetische Cannabinoide

Neben den eher moderaten Vertretern gibt es Substanzen, die sehr bewusst in Richtung "THC-Ersatz" entwickelt wurden. Sie binden stark an CB1 und können in geringen Dosen intensive Effekte hervorrufen.

Besonders interessant sind dabei solche Stoffe, die im Körper zu THC-ähnlichen Metaboliten umgebaut werden. Hier ist die chemische Struktur so angelegt, dass der Organismus sie wie eine Art "Prodrug" behandelt.

  • T9HC: ein halbsynthetisches bzw. synthetisches Cannabinoid, das chemisch eng mit THC verwandt ist, aber im Labor hergestellt wird. Es wird als potent, lang wirkend (6-10 Stunden) und eher nichts für Einsteiger beschrieben.
  • PHC: entsteht durch Modifikation von Delta-9-THC-Acetat. Im Körper wird es zu einem sehr hohen Anteil in klassisches THC umgewandelt. Nutzerberichte beschreiben eine starke, langanhaltende, THC-ähnliche Wirkung mit bis zu acht Stunden Dauer, vor allem bei oraler Einnahme.
  • PHCP: ein polyhydroxyliertes Cannabinoid, das ebenfalls zu THC-ähnlichen Metaboliten umgebaut wird. Es gilt als kräftig, mit verzögertem Wirkungseintritt (1-2 Stunden) und langer Dauer.
  • THP420: ein vollsynthetisches Cannabinoid, meist als Markenname verwendet. Die genaue chemische Zusammensetzung ist oft Betriebsgeheimnis. Es soll mild psychoaktiv wirken, mit entspannenden und stimmungsaufhellenden Effekten.

Wirkstärke, Pharmakologie und Risiken

Eine der größten Herausforderungen bei synthetischen Cannabinoiden ist die enorme Spannweite der Wirkstärken. Kleine strukturelle Änderungen können die Affinität zum CB1-Rezeptor drastisch erhöhen - oder verringern. Manche Moleküle wirken deutlich stärker als THC, andere trotz ähnlicher Struktur mild.

Pharmakologisch relevant sind vor allem Bindungsstärke, intrinsische Aktivierung des Rezeptors, Fettlöslichkeit und Metabolisierung. Viele synthetische Cannabinoide werden rasch zu aktiven oder inaktiven Metaboliten umgebaut, wobei oft unklar ist, welche davon ebenfalls wirken.

  • Stärkere CB1-Bindung kann zu intensiveren psychoaktiven Effekten führen.
  • Lange Halbwertszeiten bedeuten längere Wirkphasen und Nebenwirkungen.
  • Unbekannte Metaboliten erschweren Risikobewertungen erheblich.

Rechtliche Einordnung: sind synthetische Cannabinoide legal?

Die Frage "Sind synthetische Cannabinoide legal?" lässt sich nicht pauschal beantworten. In vielen Ländern wird primär klassisches THC reguliert, während neue Derivate oft zuerst in einer Grauzone auftauchen.

In Europa spielen THC-Grenzwerte und nationale Betäubungsmittelgesetze eine zentrale Rolle. Synthetische Cannabinoide können formal legal sein, wenn sie nicht explizit gelistet oder durch Analog-Gesetze erfasst sind.

  • "Aktuell legal" bedeutet nicht automatisch "unbedenklich".
  • Viele Stoffe werden nachträglich reguliert.
  • Besonders bei Molekülen wie T9HC, PHC oder PHCP lohnt sich ein Blick auf die aktuelle Rechtslage.

Wie kann man synthetische Cannabinoide erkennen?

Die Frage, wie man synthetische Cannabinoide erkennen kann, ist aus chemischer und praktischer Sicht verschieden zu beantworten. Auf molekularer Ebene braucht es Analytik wie HPLC oder GC-MS.

  • Chemische Struktur: Hydrierungen wie bei H4CBD oder Hydroxygruppen wie bei 10-OH-THC sind typische Hinweise.
  • Bezeichnungen: Namen wie PHC, PHCP, T9HC oder THP420 weisen auf neuere Cannabinoid-Derivate hin.
  • Laboranalysen: Unverzichtbar zur Unterscheidung natürlicher und synthetischer Substanzen.
  • Wirkprofil: Sehr starke, lang anhaltende Effekte bei geringen Mengen sind oft ein Hinweis auf synthetische Vertreter.

Wer sich theoretisch damit beschäftigt, wie man synthetische Cannabinoide kaufen oder einordnen könnte, kommt an Analytik und Transparenz nicht vorbei.

Warum überhaupt synthetische Cannabinoide? Eine ganzheitliche Perspektive

Die Existenz synthetischer Cannabinoide hat mehrere Ursachen: Forschung, Pharmaentwicklung, rechtliche Einschränkungen klassischer Cannabinoide und der Wunsch nach neuen Wirkprofilen.

Sie sind wichtige Werkzeuge, um das Endocannabinoid-System besser zu verstehen. Gleichzeitig entstehen durch dieselbe Chemie immer neue "Legal Highs", die kaum erforscht sind.

  • Chance: Fortschritt in Schmerz-, Entzündungs- und Neurowissenschaft. Genauere Regulierung einzelner Effekte durch Moleküldesign.
  • Risiko: Hohe Potenz, unklare Toxikologie. Konsum ohne ausreichende Datenlage.

Komplexe Chemie, offener Diskurs

Synthetische Cannabinoide sind ein fester Bestandteil der modernen Cannabinoidforschung. Zwischen semi-synthetischen Molekülen wie H4CBD oder CBG9 und starken Design-Molekülen wie PHC, PHCP oder T9HC bewegt sich ein breites Spektrum an Effekten und Risiken.

Eine differenzierte Betrachtung von Chemie, Wirkung und Recht ist entscheidend, um das Thema verantwortungsvoll einzuordnen.


Niklas Bergmann, Fachautor

Freut euch auf die Insights von unserem Biochemiker Niklas Bergmann! Mit seinem tiefen Verständnis für alles, was mit Hanf zu tun hat, liefert er euch die neuesten und coolsten Infos direkt in euer Feed. Schnörkellos und klar verpackt er das komplexe Thema Cannabinoide und macht es für euch easy zugänglich. Mit Niklas an der Spitze unseres Wissens-Teams seid ihr immer top informiert.

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