Adrenochrom: Was hinter dem Mythos wirklich steckt

Inhaltsverzeichnis: Adrenochrom: Was hinter dem Mythos wirklich steckt
- Was ist Adrenochrom überhaupt?
- Adrenochrom: Wirkung, Geschichte und Forschung
- Wie wird Adrenochrom gewonnen – oder wird es das überhaupt?
- Die große Verschwörung: Kinderblut, Eliten und dunkle Fantasien
- Adrenochrom als Droge – ein Mythos auf wackeligen Beinen
- Kann man Adrenochrom kaufen? Und warum das keiner tun sollte
- Fazit: Warum wir bei Adrenochrom zwischen Fakt und Fiktion unterscheiden müssen
Adrenochrom – ein Stoff, der eigentlich aus dem Chemiebuch stammt, heute aber Stoff für düstere Legenden liefert. Angeblich nutzen Eliten ihn als Verjüngungselixier, angeblich wird er aus Kinderblut gewonnen, angeblich hat er psychedelische Wirkung. Was ist dran an diesen Geschichten? In diesem Blog schauen wir genauer hin – mit klarem Kopf, Fakten auf dem Tisch und einem Blick hinter die Kulissen des wohl schrägsten Mythos der Popkultur.
Was ist Adrenochrom überhaupt?
Wenn man heute „Adrenochrom“ googelt, landet man schneller im Kaninchenbau als bei einer seriösen Quelle. Von Drogenfantasien über Elitenkulte bis hin zu bizarren Geschichten über Kinderblut ist alles dabei. Dabei lohnt sich erst mal ein nüchterner Blick auf das, worum es hier eigentlich geht – und der ist weit weniger spektakulär als die Mythenwelt drumherum.
Adrenochrom ist eine chemische Verbindung, die entsteht, wenn sich das Stresshormon Adrenalin (genauer: Epinephrin) im Körper oder in einem Labor oxidiert – also wenn es mit Sauerstoff reagiert. Das Resultat ist ein rötlich-brauner Stoff mit der Summenformel C9H9NO3. Klingt erstmal nach Laborunterricht und weniger nach Hollywood-Verschwörung, oder?
In der medizinischen Forschung tauchte Adrenochrom schon in den 1950er-Jahren auf. Damals wurde untersucht, ob es eine Rolle bei Schizophrenie spielt. Manche Forscher dachten, dass ein Überschuss davon im Gehirn psychotische Symptome auslösen könnte. Diese Theorie ist inzwischen weitgehend widerlegt – geblieben ist aber die Idee, dass Adrenochrom irgendwie bewusstseinsverändernd sein könnte. Und genau da wird’s dann spannend – oder sagen wir besser: gefährlich ungenau.
Denn was ursprünglich ein Nebenprodukt der Biochemie war, wurde später zum Lieblingsspielzeug von Verschwörungsgläubigen. Dazu aber gleich mehr.
Bevor wir in die Tiefen der Fantasie eintauchen: Adrenochrom ist kein Wundermittel, keine Allzweckdroge und auch kein Elixier der Unsterblichkeit. Es ist ein instabiler Stoff, der im Körper ziemlich schnell abgebaut wird – und in der Medizin heutzutage keine nennenswerte Rolle mehr spielt.
Im nächsten Abschnitt schauen wir uns an, wie es überhaupt zu diesem Mythos kam – und was die Forschung wirklich über Wirkung und Geschichte von Adrenochrom weiß.
Bereit für ein bisschen Fakten-Detox? Los geht’s!
Adrenochrom: Wirkung, Geschichte und Forschung
Wenn man sich fragt, warum ausgerechnet Adrenochrom zum Stoff wurde, um den sich so viele Legenden ranken, muss man ein paar Jahrzehnte zurückblicken – in eine Zeit, in der LSD noch legal war, Psychiatrie ein bisschen Versuch und Irrtum bedeutete, und Autoren wie Hunter S. Thompson ihre eigenen Wahrheiten schufen.
Ein kurzer Rückblick: Wie Adrenochrom in die Öffentlichkeit rutschte
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1950er: Erste medizinische Theorien
Wissenschaftler wie Abram Hoffer und Humphry Osmond untersuchten Adrenochrom im Zusammenhang mit Schizophrenie. Ihre Hypothese: Der Stoff könnte ähnliche Symptome wie bei Psychosen hervorrufen. Auch wenn sich das später nicht bestätigte, war die Idee geboren, dass Adrenochrom halluzinogen wirken könnte. -
1971: „Fear and Loathing in Las Vegas“
Hunter S. Thompson, der Meister des Gonzo-Journalismus, schreibt in seinem legendären Buch über einen Drogentrip, bei dem Adrenochrom aus den Drüsen eines Menschen gewonnen wird – eine reine Fiktion, aber extrem wirkungsvoll. Die Szene wurde zum Zündfunken für viele Mythen, auch weil sie später von Johnny Depp im Film eindrucksvoll gespielt wurde. -
Forschung? Eher Fehlanzeige.
Adrenochrom hat nie die große Bühne der Wissenschaft betreten. Heute gilt es als instabil, schwierig zu synthetisieren und medizinisch irrelevant. Es gibt keine klinisch belegte berauschende Wirkung, keine therapeutische Anwendung – kurz: Es ist kein Stoff, mit dem man Geld verdienen oder Menschen „verjüngen“ könnte, auch wenn das Netz etwas anderes erzählt.
Und wie wirkt Adrenochrom wirklich?
Hier kommt die Enttäuschung für alle, die auf ein Superhalluzinogen hoffen:
Adrenochrom wird im Körper schnell abgebaut, die Wirkung ist unklar und höchstens im Reagenzglas oder Tierversuch leicht messbar. Manche berichten von leichten Veränderungen der Wahrnehmung – aber wissenschaftlich ist das weder belegt noch reproduzierbar. Das meiste stammt aus Anekdoten, Romanen oder eben dem Internet.
Fazit an dieser Stelle:
Die Vorstellung, dass Adrenochrom eine mächtige Droge oder ein Mittel zur Bewusstseinsveränderung sei, ist ein Mythos – befeuert von Literatur, Popkultur und jeder Menge Wunschdenken. In Wahrheit ist es ein ziemlich unzuverlässiger, kurzlebiger Stoff ohne nachweislich spektakuläre Wirkung.
Im nächsten Abschnitt schauen wir uns an, wie Adrenochrom angeblich gewonnen wird – und warum diese Geschichten mehr mit Horrorfilm-Drehbüchern als mit Realität zu tun haben.
Wie wird Adrenochrom gewonnen – oder wird es das überhaupt?
Wenn man den gängigen Erzählungen aus dunklen Ecken des Internets glaubt, dann klingt die „Gewinnung von Adrenochrom“ wie aus einem dystopischen Horrorfilm: Kinder in unterirdischen Laboren, qualvolle Angst als Rohstoff, und eine Elite, die sich damit ewige Jugend sichert. Klingt verrückt? Ist es auch. Aber fangen wir vorne an.
Was sagt die Wissenschaft zur Adrenochrom-Gewinnung?
Rein chemisch betrachtet, ist Adrenochrom kein besonders exotischer Stoff. Es entsteht, wenn Adrenalin oxidiert – das heißt: Wenn es mit Sauerstoff reagiert. Das lässt sich auch synthetisch im Labor machen. In der Vergangenheit wurde das gelegentlich zu Forschungszwecken getan. Die Vorstellung, man müsse dafür frisches, menschliches Adrenalin aus lebenden Körpern gewinnen, ist kompletter Unsinn.
Warum diese Idee trotzdem viral ging
Die Verschwörungserzählung rund um Adrenochrom als „Kinderblut-Droge der Elite“ fußt auf der Vorstellung, dass Adrenalin in einem Körper unter extremem Stress ausgeschüttet wird – am besten in einer angstauslösenden Situation. Diese Idee wurde dann weitergesponnen: Wenn man einem Menschen (häufig ist in diesen Erzählungen von Kindern die Rede) unter maximalem Stress Blut abnimmt, sei das enthaltene Adrenochrom besonders „rein“ oder „wirksam“.
Das Problem dabei?
Diese Annahme basiert auf weder wissenschaftlich bewiesenen physiologischen Prozessen noch bekannten medizinischen Verfahren. Es ist schlicht ein moderner Mythos – eine grausame, fiktive Erzählung, die besonders in den Kreisen von QAnon & Co. gezielt verbreitet wurde, um Angst, Misstrauen und Wut zu schüren.
Und was ist mit Kinderhospizen, Untergrundlaboren & Co.?
Die krassesten Geschichten sprechen von Kinderhospizen als „Zuchtstätten“ für Adrenochrom. Das ist nicht nur an den Haaren herbeigezogen, sondern auch eine zynische Beleidigung gegenüber der realen Arbeit dieser Einrichtungen, die tagtäglich mit Mitgefühl und Aufopferung schwer kranke Kinder betreuen.
Fakt ist:
- Es gibt keinen einzigen wissenschaftlichen Beleg für eine organisierte Adrenochrom-Gewinnung aus Menschen.
- Adrenochrom kann im Labor synthetisiert werden – aber es gibt kein Interesse, weil der Stoff medizinisch kaum Nutzen hat.
- Die „Quellen“ für diese Horrorgeschichten stammen fast ausschließlich aus Foren, YouTube-Videos und dubiosen Telegram-Kanälen.
Kurz gesagt: Die angebliche „Gewinnung von Adrenochrom“ aus Menschen ist ein modernes Märchen mit düsterem Einschlag – aber kein reales Phänomen.

Die große Verschwörung: Kinderblut, Eliten und dunkle Fantasien
Wenn es um Adrenochrom geht, landet man früher oder später bei der sogenannten Adrenochrom-Verschwörung. Spätestens seit dem Aufstieg der QAnon-Bewegung kursieren online Geschichten von einer globalen Elite, die Kinder entführt, quält und ihnen Adrenochrom entzieht, um sich zu verjüngen oder Highs zu verschaffen. Das klingt wie ein schlechter Horrorfilm – und ist es auch. Nur leider glauben viele Menschen daran.
Warum glauben Menschen so etwas?
Verschwörungserzählungen wie diese bieten einfache Erklärungen für eine komplizierte Welt. Sie erschaffen ein „Gut gegen Böse“-Narrativ, in dem sich der Gläubige auf der Seite der Aufklärer wähnt. Kombiniert mit Social-Media-Blasen, algorithmischer Verstärkung und emotionalen Themen wie Kindesmissbrauch entsteht eine Dynamik, die sich schwer durch Fakten stoppen lässt.
Besonders perfide: Diese Geschichten missbrauchen reale Ängste (z. B. vor Kindesmissbrauch oder Machtmissbrauch) und verzerren sie ins Groteske. Am Ende entsteht ein gefährlicher Cocktail aus Misstrauen, Hass und Fake News.
Adrenochrom als Droge – ein Mythos auf wackeligen Beinen
Wenn man in bestimmten Ecken des Internets unterwegs ist, bekommt man den Eindruck, Adrenochrom sei so etwas wie das Kokain der Superreichen – extrem selten, extrem wirksam und natürlich streng geheim. Ein Elixier, das Bewusstseinserweiterung, Ekstase und vielleicht sogar spirituelle Erleuchtung verspricht. Klingt verlockend, oder? Nur: Es gibt ein Problem. Oder besser gesagt mehrere.
Keine Substanz für die Partyapotheke
Adrenochrom ist kein klassisches Rauschmittel.
Es ist chemisch instabil, wird schnell vom Körper abgebaut und ist nicht dafür bekannt, euphorische Zustände auszulösen. Tatsächlich gab es zwar Versuche in der Forschungsgeschichte, eine psychotrope Wirkung zu untersuchen – aber das ist viele Jahrzehnte her, die Ergebnisse waren uneinheitlich und konnten nie wirklich reproduziert werden.
Wäre Adrenochrom wirklich so ein Gamechanger, wie die Mythen behaupten, dann würde man heute:
- klinische Studien dazu finden
- Berichte aus der Notfallmedizin lesen (z. B. bei Überdosierungen)
- es auf Schwarzmarktlisten oder in polizeilichen Statistiken entdecken
Aber Fehlanzeige. Keine dieser Quellen nennt Adrenochrom als nennenswerte Droge.
Hunter S. Thompson und die Geburtsstunde des Mythos
Die Vorstellung vom bewusstseinserweiternden Adrenochrom kommt – wie so vieles – aus der Literatur. In Fear and Loathing in Las Vegas beschreibt Hunter S. Thompson eine Szene, in der Adrenochrom konsumiert wird. Und zwar so dramatisch, dass sie sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt hat:
„There’s only one source for this stuff… the adrenaline gland from a living human body. It’s no good if you get it out of a corpse.“
Klingt gruselig, oder? War aber nie als medizinische Aussage gemeint. Es war Literatur – pointiert, überdreht und nicht zur Nachahmung gedacht.
Später wurde diese Szene im gleichnamigen Film mit Johnny Depp verewigt – und damit war der Mythos endgültig im Popkultur-Olymp angekommen.
Was bleibt von der angeblichen Droge?
- Es gibt keine belegbare Wirkung im Sinne eines klassischen Rauschzustands.
- Der Konsum von Adrenochrom ist medizinisch irrelevant und nicht verbreitet.
- Die meisten Menschen, die von Adrenochrom als Droge sprechen, haben ihre Infos aus Büchern, Filmen oder Internetforen – nicht aus Forschung oder Praxis.
Kurz gesagt: Adrenochrom ist als Droge mehr Popkultur als Pharmakologie. Es verkauft sich gut als Story – aber nicht als Substanz.
Kann man Adrenochrom kaufen? Und warum das keiner tun sollte
Jetzt mal ehrlich: Nach all den wilden Geschichten wundert es kaum, dass manche sich fragen – „Okay, wo kriegt man das Zeug eigentlich her?“ Und ja, wer lange genug sucht, stößt im Netz tatsächlich auf dubiose Angebote. Von mysteriösen Websites über obskure Telegram-Gruppen bis hin zu dunklen Ecken des Darknets – Adrenochrom scheint dort wie ein geheimer Schatz gehandelt zu werden. Aber Achtung: Das ist mehr Schein als Sein.
Gibt es Adrenochrom legal zu kaufen?
Theoretisch: ja.
Praktisch: nur für Forschung und unter sehr strengen Bedingungen.
Einige Chemikalienhändler listen Adrenochrom als Laborreagenz – also als Substanz für wissenschaftliche Experimente. Aber hier reden wir nicht von einer Szene-Droge, sondern von einem Produkt mit Warnetikett, Sicherheitsdatenblatt und einem Preisschild, das klarmacht: Das ist nix für den Hobbykeller.
Hinzu kommt: Der Stoff ist instabil, empfindlich gegenüber Licht und Luft, und verliert schnell seine Wirkung – was auch immer die eigentlich sein soll.
Was taugen die Angebote im Netz?
Hier ist gesunder Menschenverstand gefragt. Viele der Angebote, die online kursieren, sind:
- Scams (also Betrug): Es wird Geld kassiert, aber keine Ware geliefert.
- Fakes: Es wird irgendein Pulver verschickt – aber sicher kein echtes Adrenochrom.
- Gesetzwidrig: Der Kauf über inoffizielle Quellen kann rechtliche Konsequenzen haben, insbesondere wenn die Substanz unter Arzneimittelgesetz oder Betäubungsmittelrecht fällt (je nach Land).
Und was, wenn man’s doch einnimmt?
Nun ja – selbst wenn jemand echtes Adrenochrom in Händen hielte (was extrem unwahrscheinlich ist), dann bleibt immer noch die Frage: Warum sollte man sich das antun?
- Es gibt keine verlässlichen Studien zur Wirkung am Menschen.
- Die Nebenwirkungen sind unbekannt.
- Der Nutzen? Rein spekulativ.
Kurz gesagt: Wer Adrenochrom kaufen will, jagt einem Mythos nach – mit ungewissem Ausgang, aber hohem Risiko.
Unser Rat? Lass es. Es gibt tausend andere Wege, sich gut zu fühlen – legal, sicher und ohne sich auf die Spuren eines literarischen Drogentrips zu begeben.
Fazit: Warum wir bei Adrenochrom zwischen Fakt und Fiktion unterscheiden müssen
Adrenochrom ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich aus einem wissenschaftlich eher unbedeutenden Stoff ein popkulturelles Phänomen mit gefährlichen Nebenwirkungen entwickeln kann – nicht im Körper, sondern im Kopf.
Was als biochemisches Nebenprodukt begann, wurde durch Literatur, Film und schließlich durch das Internet zum Symbol für alles Mögliche: Drogenrausch, Unsterblichkeit, satanistische Rituale, Elite-Verschwörungen. Und obwohl nichts davon haltbar ist, hält sich der Mythos hartnäckig – weil er aufregend klingt, weil er Emotionen bedient und weil er sich perfekt in eine Welt voller Misstrauen und Sensationslust einfügt.
Was wir mitnehmen sollten:
- Adrenochrom existiert, ja – aber es ist weder eine Superdroge noch ein Jungbrunnen.
- Die angebliche Wirkung ist größtenteils Fiktion, gespeist von Romanen und Filmen.
- Die Geschichten über Kinderblut, Eliten und geheime Labore sind nachweislich erfunden – gefährlich, weil sie reale Hilfseinrichtungen diffamieren und Verschwörungsdenken fördern.
- Wer im Netz Adrenochrom kaufen will, landet mit hoher Wahrscheinlichkeit bei Betrug oder in einer rechtlichen Grauzone – und für was? Für einen Mythos.
Gerade in Zeiten, in denen Wahrheit immer stärker verhandelbar scheint, ist es wichtig, die Spreu vom Weizen zu trennen. Adrenochrom ist keine dunkle Macht im Hintergrund – sondern ein kleiner chemischer Schatten, dem Menschen eine Bedeutung angedichtet haben, die er nie hatte.
Also: Lieber den Blick auf echte Probleme richten, echte Fragen stellen – und echten Menschen zuhören. Mythen entlarven ist nicht nur gesund für den Kopf, sondern auch für unsere Gesellschaft.
Und wenn du irgendwo wieder mal etwas über „Adrenochrom aus dem Kinderhospiz“ liest – bitte, bitte: hinterfrage es. Laut.