Cannabis-Hyperemesis-Syndrom (CHS): Symptome, Ursachen und mehr

Cannabis-Hyperemesis-Syndrom (CHS): Symptome, Ursachen und mehr

Niklas Bergmann, M.A.

Biochemicus, gespecialiseerd auteur

Inhaltsverzeichnis: Cannabis-Hyperemesis-Syndrom (CHS): Symptome, Ursachen und mehr

Was ist CHS?

Das Cannabinoid-Hyperemesis-Syndrom (CHS) ist eine seltene, aber ernstzunehmende Reaktion auf den regelmäßigen Konsum von Cannabis. Es tritt vor allem bei Menschen auf, die über einen langen Zeitraum hinweg regelmäßig hohe Mengen konsumieren. Zu den Hauptsymptomen gehören starkes Erbrechen, unerträgliche Bauchschmerzen und anhaltende Übelkeit. Obwohl Cannabis oft als relativ unbedenklich angesehen wird, kann der Konsum in einigen Fällen zu diesem Syndrom führen. Interessanterweise wird CHS häufig nicht sofort erkannt, da die Symptome mit anderen Gesundheitsproblemen verwechselt werden können. Der einzige bekannte Weg, die Beschwerden zu lindern, ist, den Konsum von Cannabis sofort zu beenden, wodurch die Symptome meist schnell nachlassen.

Die Symptome von CHS

Die Symptome von CHS können sich wie eine schwere Magen-Darm-Erkrankung anfühlen und treten häufig in Schüben auf. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:

  • Wiederholtes Erbrechen: Das ständige Erbrechen ist das auffälligste Symptom und kann über längere Zeiträume hinweg andauern.

  • Starke Bauchschmerzen: Diese treten oft im oberen Bauchbereich auf und können sehr unangenehm sein.

  • Anhaltende Übelkeit: Auch nach dem Erbrechen bleibt die Übelkeit bestehen, was die Situation für Betroffene zusätzlich erschwert.

  • Zyklische Muster: Die Symptome treten oft in Phasen auf, bei denen es zwischen relativ symptomfreien Zeiten und intensiven Krankheitsphasen wechselt.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal von CHS ist, dass viele Betroffene berichten, durch heiße Duschen oder Bäder kurzfristige Linderung zu erfahren. Dieser Effekt, bekannt als "Wassertherapie", ist nicht vollständig erklärt, bietet jedoch vielen Betroffenen zumindest temporäre Erleichterung.

Die Symptome können die Lebensqualität stark beeinträchtigen, weshalb es entscheidend ist, den Cannabiskonsum sofort zu beenden, um eine Besserung zu erzielen. Im nächsten Abschnitt erklären wir, wie man bei CHS vorgehen sollte.

Person die am Boden sitzt mit Bauchschmerzen. Cannabis Hyperemesis Syndrom (CHS)

Was tut man gegen CHS?

Die effektivste Behandlung von CHS besteht darin, Cannabis sofort abzusetzen. Sobald der Konsum gestoppt wird, beginnen die Symptome in der Regel innerhalb von Tagen bis Wochen zu verschwinden. Es gibt keine spezielle Medikation, die CHS direkt heilt, aber die Symptome können mit verschiedenen Maßnahmen gemildert werden:

  • Hydratation: Da starkes Erbrechen und Übelkeit zu Dehydrierung führen können, ist es wichtig, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Elektrolytlösungen oder intravenöse Flüssigkeitszufuhr in einem Krankenhaus sind oft notwendig, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.

  • Symptomatische Behandlung: Ärzte können Medikamente verschreiben, um die Übelkeit zu lindern und den Erbrechenszyklus zu unterbrechen. In einigen Fällen können auch Schmerzmittel zur Linderung von Bauchkrämpfen eingesetzt werden.

  • Wassertherapie: Wie bereits erwähnt, berichten viele Betroffene, dass heiße Duschen oder Bäder die Beschwerden kurzfristig lindern. Auch wenn dies keine langfristige Lösung ist, kann es vorübergehend eine Erleichterung bringen.

Langfristig gesehen gibt es keine bekannte "Heilung" für CHS außer dem Verzicht auf Cannabis. Sobald die Symptome abgeklungen sind, sollte der Konsum von Cannabis in jedem Fall vermieden werden, um Rückfälle zu verhindern. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, die zugrunde liegenden psychologischen oder körperlichen Ursachen des langjährigen Cannabiskonsums anzugehen.

Wie häufig ist CHS?

Cannabinoid-Hyperemesis-Syndrom (CHS) ist relativ selten, aber die genaue Häufigkeit ist schwer festzustellen, da viele Fälle nicht richtig diagnostiziert werden. Studien zeigen, dass CHS vor allem bei langfristigen und regelmäßigen Konsumenten von Cannabis auftritt, die über Jahre hinweg hohe Mengen konsumieren. Schätzungen zufolge könnten etwa 2 bis 5 % der chronischen Cannabisnutzer von diesem Syndrom betroffen sein.

Das Problem bei der Häufigkeitsschätzung ist, dass die Symptome von CHS oft mit anderen Erkrankungen wie Magen-Darm-Erkrankungen oder Gastritis verwechselt werden. Viele Betroffene suchen erst dann ärztliche Hilfe, wenn die Beschwerden schon lange bestehen, wodurch eine richtige Diagnose verzögert wird. Zudem wird CHS erst relativ spät als eigenständiges Syndrom anerkannt, was ebenfalls zu einer Unterschätzung der Häufigkeit führen könnte.

Da Cannabis in vielen Ländern zunehmend legalisiert wird, wird CHS möglicherweise häufiger erkannt, da mehr Menschen auf die möglichen gesundheitlichen Folgen aufmerksam werden. Es ist wichtig, dass Ärzte und Konsumenten sich bewusst sind, dass chronischer Cannabisgebrauch in einigen Fällen zu dieser extrem unangenehmen, aber behandelbaren Erkrankung führen kann.

Was verursacht CHS?

Die genaue Ursache für das Auftreten von CHS ist noch nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es einige Hinweise, die auf die Interaktion zwischen Cannabis und dem endocannabinoiden System des Körpers hindeuten. Cannabis beeinflusst dieses System, das für viele physiologische Prozesse wie Schmerz, Appetit und Verdauung verantwortlich ist. Bei langfristigem Konsum scheint es zu einer Störung dieses Systems zu kommen, was möglicherweise das Erbrechen und die anderen Symptome von CHS auslöst.

Ein weiterer Faktor könnte die Toleranzentwicklung sein. Bei chronischen Nutzern passt sich der Körper zunehmend an die Wirkung von THC (dem psychoaktiven Bestandteil von Cannabis) an, wodurch immer größere Mengen konsumiert werden, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Diese Anpassung könnte irgendwann zu einer negativen Reaktion des Körpers führen, bei der das Nervensystem und das Verdauungssystem überlastet werden, was in den beschriebenen Symptomen resultiert.

Es wird auch vermutet, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen könnten. Nicht jeder Konsument entwickelt CHS, was darauf hindeutet, dass es bestimmte Veranlagungen gibt, die das Risiko erhöhen könnten. Diese Faktoren sind jedoch noch nicht vollständig erforscht.

Die beste Möglichkeit, den Ausbruch von CHS zu verhindern, ist der Verzicht auf übermäßigen Cannabisgebrauch, insbesondere über einen längeren Zeitraum hinweg.

Welche Cannabinoide tragen zu CHS bei?

Das Cannabinoid-Hyperemesis-Syndrom (CHS) wird vor allem mit dem psychoaktiven Wirkstoff Tetrahydrocannabinol in Verbindung gebracht. THC beeinflusst das Endocannabinoid-System des Körpers und kann bei langfristigem, hochdosiertem Konsum paradoxerweise zu Symptomen wie Übelkeit und Erbrechen führen.

Neben THC könnten auch andere Cannabinoide eine Rolle spielen:

  • Delta-8-THC: Eine chemische Variante von THC mit ähnlicher Wirkung. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass auch Delta-8-THC CHS auslösen kann. Die Forschung steckt hier jedoch noch in den Anfängen.

  • CBG (Cannabigerol): Ein nicht-psychoaktives Cannabinoid, das als Ausgangsstoff für andere Cannabinoide dient. Die Beteiligung von CBG an CHS ist bisher nicht belegt, wird aber zunehmend untersucht.

Aktuell deutet vieles darauf hin, dass vor allem stark THC-haltige Produkte das Risiko für CHS erhöhen - insbesondere bei regelmäßigem und intensivem Konsum. Noch sind viele Fragen offen, aber die Forschung zu CHS und seiner Verbindung zu verschiedenen Cannabinoiden gewinnt zunehmend an Fahrt.

Kann Delta-8-THC CHS verursachen?

Delta-8-THC ist eine chemische Variante des bekannteren Delta-9-THC - also jenes Wirkstoffs, der klassisch mit dem "High" durch Cannabis verbunden wird. Obwohl Delta-8-THC als milder und "legaler" Ableger gilt, wirkt es ebenfalls psychoaktiv und interagiert mit denselben Rezeptoren im Gehirn und Verdauungssystem.

In den letzten Jahren sind vermehrt Berichte aufgetaucht, in denen Nutzer von Delta-8-THC über ähnliche Symptome wie bei CHS klagen: wiederkehrende Übelkeit, heftiges Erbrechen und ein starkes Unwohlsein, das sich durch heiße Duschen lindern lässt. Obwohl es aktuell noch keine umfassenden Studien speziell zu Delta-8-THC und CHS gibt, ist die Vermutung naheliegend: Auch Delta-8-THC kann CHS auslösen, besonders bei regelmäßigem Konsum.

Kann CBG auch CHS verursachen?

CBG (Cannabigerol) ist ein nicht-psychoaktives Cannabinoid, das als Vorstufe von THC und CBD gilt. Es wird oft für seine entzündungshemmende Wirkung geschätzt - doch die Frage, ob auch CBG CHS auslösen kann, ist bislang nicht eindeutig geklärt.

Aktuell gibt es keine wissenschaftlichen Belege, dass CBG direkt mit CHS in Verbindung steht. Die bekannten Fälle betreffen fast ausschließlich THC. Da CBG jedoch häufig gemeinsam mit anderen Cannabinoiden konsumiert wird, lässt sich ein Einfluss nicht ganz ausschließen.

Wann wurde CHS zum ersten Mal entdeckt?

Das Cannabinoid-Hyperemesis-Syndrom (CHS) wurde erstmals 2004 in einer Studie von Dr. Michael A. Allen und seinen Kollegen beschrieben. Sie dokumentierten eine Reihe von Patienten, die nach jahrelangem, intensivem Cannabiskonsum plötzlich mit wiederholtem Erbrechen und starken Bauchschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Zu dieser Zeit waren die Symptome zwar bekannt, aber der Zusammenhang mit Cannabis wurde noch nicht erkannt.

Zunächst wurde CHS mit anderen Magen-Darm-Erkrankungen verwechselt, weshalb es oft Jahre dauerte, bis eine Diagnose gestellt wurde. Erst mit zunehmender Forschung und mehr Fällen wurde klar, dass CHS eine spezifische Reaktion auf chronischen Cannabisgebrauch darstellt. Besonders bemerkenswert ist, dass die Symptome nach dem Absetzen von Cannabis meist vollständig verschwinden - ein Hinweis darauf, dass die Ursache wirklich im Konsum liegt.

Frau mit Magenschmerzen sitzt auf dem Boden. Cannabis Hyperemesis Syndrom (CHS]

Zusammenfassung: Was ist CHS?

Das Cannabinoid-Hyperemesis-Syndrom (CHS) ist eine seltene, aber ernstzunehmende Reaktion auf den regelmäßigen Konsum von Cannabis, die vor allem bei langfristigen Nutzern auftritt. Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

  • Starke Symptome: CHS äußert sich hauptsächlich durch wiederholtes Erbrechen, Übelkeit und starke Bauchschmerzen.

  • Zyklischer Verlauf: Die Symptome treten in Phasen auf, oft begleitet von kurzfristiger Linderung durch heiße Duschen oder Bäder.

  • Ursache: Der Hauptverursacher von CHS scheint THC zu sein, besonders bei langjährigem, intensivem Konsum.

  • Behandlung: Der effektivste Weg, CHS zu behandeln, ist der sofortige Abbruch des Cannabisgebrauchs. Sobald der Konsum gestoppt wird, verschwinden die Symptome in der Regel.

  • Forschung: Obwohl CHS 2004 erstmals beschrieben wurde, ist die Forschung noch nicht abgeschlossen, und viele Fragen bleiben offen.

Es ist wichtig, sich der möglichen Risiken des Cannabiskonsums bewusst zu sein, vor allem, wenn dieser über einen längeren Zeitraum hinweg und in hohen Mengen erfolgt. Wer Symptome wie ständiges Erbrechen oder Bauchschmerzen nach dem Konsum bemerkt, sollte den Konsum sofort einstellen und ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.


Niklas Bergmann, Fachautor

Freut euch auf die Insights von unserem Biochemiker Niklas Bergmann! Mit seinem tiefen Verständnis für alles, was mit Hanf zu tun hat, liefert er euch die neuesten und coolsten Infos direkt in euer Feed. Schnörkellos und klar verpackt er das komplexe Thema Cannabinoide und macht es für euch easy zugänglich. Mit Niklas an der Spitze unseres Wissens-Teams seid ihr immer top informiert.