Lachgas als Droge: Wirkung, Risiken und die unterschätzte Gefahr

Lachgas als Droge: Wirkung, Risiken und die unterschätzte Gefahr

Niklas Bergmann, M.A.

Biochemist, specialist author

Inhaltsverzeichnis: Lachgas als Droge: Wirkung, Risiken und die unterschätzte Gefahr

Lachgas, chemisch bekannt als Distickstoffmonoxid (N₂O), ist ein farbloses Gas mit leicht süßlichem Geruch und Geschmack. Seit über 200 Jahren wird es als Betäubungsmittel und Schmerzmittel eingesetzt, da es eine kurze, stark beruhigende und schmerzstillende Wirkung hat. Doch Lachgas ist auch eine Substanz, die in der Partyszene an Beliebtheit gewonnen hat - vor allem wegen seiner kurzfristigen und intensiv euphorisierenden Wirkung.

Historische Anwendung in Medizin und Industrie

Lachgas wurde erstmals im 18. Jahrhundert entdeckt und ab dem 19. Jahrhundert in der Medizin eingesetzt, vor allem zur Schmerzreduktion bei kleineren chirurgischen Eingriffen und in der Zahnmedizin. Hier ist es bis heute als milde Form der Anästhesie bei Angstpatient*innen beliebt. Auch in der Geburtshilfe kommt Lachgas bisweilen zum Einsatz, um den Schmerz während der Wehen zu lindern, ohne den Kreislauf der Gebärenden zu stark zu belasten.

Abseits der Medizin wird Lachgas in der Industrie als Treibgas verwendet, zum Beispiel in Sahnespendern oder Sprühdosen. Seine Einsatzgebiete sind also breit gefächert und an sich harmlos, wenn das Gas in geringen Dosen und unter medizinischer Überwachung angewendet wird.

Lachgas als Partydroge - warum wird es beliebter?

In der Partyszene hat sich Lachgas als günstige, leicht zugängliche und "spaßige" Droge etabliert. Die Wirkung tritt innerhalb von Sekunden nach dem Einatmen ein und hält nur wenige Minuten an - für Konsument*innen ergibt sich so ein kurzer, intensiver "Kick" mit euphorischem Gefühl und teilweise sogar leichten Halluzinationen. Da Lachgas im Vergleich zu anderen Drogen schnell wirkt und die Nebenwirkungen vermeintlich gering sind, wurde es vor allem auf Festivals, Partys und unter jungen Menschen immer populärer.

Allerdings bringt der Konsum von Lachgas als Droge erhebliche Risiken mit sich, vor allem, wenn es in hohen Dosen oder über einen längeren Zeitraum konsumiert wird.

Lachgas Wirkung

Wie Lachgas im Körper wirkt

Beim Einatmen gelangt Lachgas schnell über die Lungen in den Blutkreislauf und beeinflusst das zentrale Nervensystem. Typische Effekte sind ein starkes Gefühl von Euphorie, Entspannung und leichte Schwindelgefühle. Einige Konsument*innen berichten auch von einem Gefühl der Schwerelosigkeit oder leichten Halluzinationen. Das Lachgas hemmt vorübergehend die Schmerzempfindung und kann das Zeitempfinden verändern, was den "Kick" noch intensiver erscheinen lässt.

Dauer der Wirkung und Unterschiede zu anderen Drogen

Die Wirkung von Lachgas setzt schon wenige Sekunden nach dem Einatmen ein und erreicht nach etwa 20-30 Sekunden ihren Höhepunkt. Typischerweise hält das intensive Gefühl von Euphorie und Entspannung jedoch nur einige Minuten an. Danach lässt der Effekt schnell nach und Konsument*innen kehren relativ rasch in ihren normalen Zustand zurück - im Gegensatz zu Drogen wie Alkohol oder Cannabis, deren Wirkung länger anhält. Diese kurze Wirkungsdauer unterscheidet Lachgas von vielen anderen Substanzen und trägt zur Beliebtheit in der Partyszene bei, da die Konsumierenden glauben, den Effekt gut steuern zu können.

Warum die Wirkung so beliebt ist

Die Beliebtheit von Lachgas als Partydroge liegt vor allem in der Kombination aus schneller Wirkung und kurzer Dauer. Für viele ist der Lachgaskonsum eine "schnelle Abwechslung" und wirkt weniger bedrohlich als andere Drogen, da der Rausch nur wenige Minuten dauert und nach Ansicht der Konsumierenden scheinbar ohne Kater oder große Nebenwirkungen endet. Besonders in der Party- und Festivalkultur wird Lachgas oft in kleinen Ballons oder Kapseln konsumiert und als relativ risikofreier "Spaß" angesehen.

Die scheinbare "Harmlosigkeit" und die intensiven Glücksgefühle machen Lachgas zu einer beliebten Droge - doch wie bei allen psychoaktiven Substanzen gibt es Risiken, die viele unterschätzen.

Lachgas Nebenwirkungen und Risiken

Häufige Nebenwirkungen

Während der Konsum von Lachgas für viele Menschen zunächst harmlos wirkt, treten häufig Nebenwirkungen auf, die leicht als "normale" Rauscheffekte abgetan werden. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:

  • Schwindel: Die plötzliche Euphorie kann den Gleichgewichtssinn stören und zu Benommenheit führen.
  • Übelkeit und Erbrechen: Lachgas kann den Magen-Darm-Trakt reizen, was bei manchen Konsument*innen zu Übelkeit oder Erbrechen führt.
  • Bewusstseinsstörungen: Lachgas verändert kurzzeitig das Bewusstsein und kann zu Halluzinationen oder einem Gefühl der Abwesenheit führen.

Diese Symptome klingen zwar schnell ab, können jedoch besonders in unsicheren Umgebungen, wie bei Partys oder Festivals, gefährlich werden. Schwindel und Verwirrung führen nicht selten zu Stürzen oder Unfällen.

Schwere Gesundheitsrisiken bei häufigem Konsum

Regelmäßiger oder exzessiver Konsum von Lachgas kann langfristige Gesundheitsrisiken mit sich bringen. Zu den schwerwiegendsten zählen:

  • Nervenschäden: Lachgas wirkt negativ auf den Vitamin-B12-Stoffwechsel, was bei häufigem Konsum zu irreversiblen Nervenschäden und neurologischen Ausfällen führen kann. Betroffene berichten von Taubheitsgefühlen, Kribbeln in Händen und Füßen sowie Problemen mit der Motorik.
  • Sauerstoffmangel: Da Lachgas das Einatmen von Sauerstoff verringert, kann es besonders bei übermäßigem Gebrauch zu gefährlichem Sauerstoffmangel kommen. Im schlimmsten Fall drohen Bewusstlosigkeit oder Atemstillstand.
  • Lähmungen und motorische Störungen: Durch den starken Einfluss auf das Nervensystem und den Vitamin-B12-Mangel können sich bei Langzeitkonsum schwere Lähmungen und motorische Störungen entwickeln.

Ab wann Lachgas gefährlich wird und worauf man achten sollte

Lachgas wird vor allem dann gefährlich, wenn es in hohen Dosen, ohne Pausen oder in geschlossenen Räumen konsumiert wird, da der Sauerstoffgehalt in der Luft dann schnell sinkt. Besonders riskant ist es, Lachgas direkt aus Kapseln oder Patronen einzuatmen, da die kalte Temperatur Erfrierungen in Mund und Lunge verursachen kann.

Zusätzlich sollten Konsument*innen beachten, dass Lachgas, wie andere psychoaktive Substanzen, zur Gewohnheit werden kann. Auch wenn es keine klassische physische Abhängigkeit erzeugt, können die kurzfristigen Glücksgefühle psychisch abhängig machen. Daher ist es wichtig, bei jeglichem Konsum vorsichtig zu sein, Pausen einzulegen und sich über die gesundheitlichen Risiken zu informieren.

Lachgas mit Ballon auf Tisch bei einer Party

Lachgas kaufen - was man beachten sollte

Wo kann man Lachgas kaufen?

Lachgas ist in Deutschland in erster Linie als industrielles und kulinarisches Produkt legal erhältlich. Es wird in Form von kleinen Kapseln verkauft, die in der Gastronomie als Treibgas für Sahnespender dienen. Solche Kapseln können oft in Geschäften für Küchenbedarf oder online erworben werden. Lachgas als medizinisches Produkt ist jedoch verschreibungspflichtig und nur unter Aufsicht erhältlich.

Warum es auch legal erhältlich ist

Da Lachgas ursprünglich für industrielle und kulinarische Zwecke entwickelt wurde, ist es in geringer Dosierung und bestimmten Formen frei verfügbar. Die Sahnekapseln beispielsweise enthalten nur eine kleine Menge Lachgas und sind für den Konsum in der Küche gedacht. Auch wenn diese Kapseln nicht für den Freizeitkonsum gedacht sind, hat die einfache Verfügbarkeit dazu geführt, dass Lachgas als Droge missbraucht wird. Die Gesetzeslage macht eine Regulierung schwierig, da es kein typisches "Rauschmittel" im juristischen Sinne ist.

Unterschiede in Qualität und Risiken beim Kauf von Lachgas

Es gibt erhebliche Qualitätsunterschiede beim Kauf von Lachgas, je nachdem, ob es für die Gastronomie oder für den medizinischen Einsatz gedacht ist. Während medizinisches Lachgas streng kontrolliert und von Verunreinigungen befreit ist, können Sahnekapseln minderwertiger Qualität enthalten, die für den direkten Inhalationskonsum nicht sicher sind. Zudem besteht bei unsachgemäßem Umgang mit industriellem Lachgas - wie es in größeren Behältern für gewerbliche Zwecke verkauft wird - ein hohes Risiko durch den schnellen und unkontrollierten Austritt des Gases.

Risiken beim Kauf

Da Lachgas häufig über Online-Plattformen und in Läden für Gastronomiebedarf verfügbar ist, wird die Substanz oft fälschlicherweise als "ungefährlich" eingestuft. Die Risiken durch Verunreinigungen und die fehlende Regulierung im Freizeitkonsum sind jedoch ernst zu nehmen. Wer trotzdem Lachgas konsumiert, sollte auf eine kontrollierte und sichere Umgebung achten und keinesfalls industrielles Lachgas direkt inhalieren.

Ab wann ist Lachgas gefährlich?

Warum selbst niedrige Dosen gefährlich werden können

Schon niedrige Dosen von Lachgas können Risiken bergen. Beim Einatmen verdrängt das Gas den Sauerstoff in der Lunge, was zu einer kurzfristigen Unterversorgung des Körpers führen kann. Dadurch können Schwindel, Bewusstseinsverlust und im schlimmsten Fall Atemstillstand auftreten. Besonders gefährlich wird es, wenn Lachgas direkt aus Kapseln oder Patronen inhaliert wird, da das Gas dabei extrem kalt ist und die Atemwege schädigen kann. Auch die wiederholte Anwendung in kurzen Abständen kann dazu führen, dass der Sauerstoffgehalt im Blut auf gefährlich niedrige Werte sinkt.

Warnung vor der Kombination mit anderen Substanzen und Alkohol

Die Risiken von Lachgas steigen erheblich, wenn es mit anderen Substanzen wie Alkohol, Beruhigungsmitteln oder Drogen kombiniert wird. Alkohol und andere sedierende Mittel verstärken die Wirkung von Lachgas und erhöhen das Risiko eines Sauerstoffmangels im Gehirn, was zu schweren gesundheitlichen Schäden führen kann. Auch kann der Körper aufgrund der beruhigenden Wirkung dieser Substanzen nicht mehr angemessen auf den Sauerstoffmangel reagieren. Das kann nicht nur zu schweren Atemproblemen, sondern auch zu einer lebensbedrohlichen Situation führen.

Hinweise auf Todesfälle durch unsachgemäße Verwendung

In der Vergangenheit gab es weltweit Berichte über Todesfälle und schwere Unfälle durch unsachgemäßen Lachgaskonsum. Besonders riskant ist das Einatmen von Lachgas in geschlossenen Räumen oder Fahrzeugen, wo Sauerstoff nicht ausreichend nachströmen kann. Auch Fälle, in denen Personen aufgrund von Lachgas bewusstlos wurden und sich dadurch verletzten, sind dokumentiert. Der tragische Ausgang vieler solcher Vorfälle zeigt, dass Lachgas bei unsachgemäßer Anwendung tödlich sein kann - selbst wenn es "nur" in kleinen Dosen inhaliert wurde.


Niklas Bergmann, Fachautor

Freut euch auf die Insights von unserem Biochemiker Niklas Bergmann! Mit seinem tiefen Verständnis für alles, was mit Hanf zu tun hat, liefert er euch die neuesten und coolsten Infos direkt in euer Feed. Schnörkellos und klar verpackt er das komplexe Thema Cannabinoide und macht es für euch easy zugänglich. Mit Niklas an der Spitze unseres Wissens-Teams seid ihr immer top informiert.